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Artikel vom 30.05.2008

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CAMMER

Tierwelt: Tödliche Tragödie bei Familie Adebar

Zwei Storchenjungtiere kamen in Cammer ums Leben

Nur durch eine Vollbremsung konnte Jürgen Baier am Sonntag einen Zusammenstoß vermeiden. Zwei Störche jagten im Tiefflug hintereinander her, offensichtlich fand ein Vertreibungskampf statt. Anwohner von Cammer beobachteten schon seit mehreren Tagen das Geschehen rund um das Storchennest im Wiesenweg. Ein offensichtlich allein stehender Storch versuchte dort, den besetzten Horst zu erobern.

Und tatsächlich schaffte es der Neuankömmling nach zwei Tagen, einen der Rotschnäbel zu verdrängen. Zunächst sah es so aus, als ob der Altvogel tot sei. Das Weibchen verwehrte dem neuen Hahn anfangs den Zutritt. Ohne Partner aber konnte sie nicht auf Nahrungssuche für sich und die vier Jungvögel gehen. Die Tragödie im Horst nahm am frühen Mittwochmorgen ihren Lauf. Das Weibchen musste das Nest verlassen. Der „Neue“ stieß zwei der Jungvögel aus dem Nest in die Tiefe. Werner Paul sah es von seinem Garten aus. „Ich beobachte die Störche seit Jahren, mache Aufzeichnungen, aber so etwas habe ich noch nicht gesehen.“

Der Erbauer des Horstes, Gerhard Rettig, wurde alarmiert. Es galt, die letzten beiden Jungvögel zu retten. Die Untere Naturschutzbehörde wurde informiert, ein Klettertrupp bestellt. Doch nach zwei Tagen tauchte der „Hausherr“ wieder auf und übernahm die Brutpflege.

Da Weißstörche eine Saisonehe führen, wäre ein – wenn auch gewaltsamer – Partnerwechsel durchaus üblich, allerdings sehr selten in der Brut- und Aufzuchtzeit. Wie der Naturschutzbund mitteilt, kommt es immer wieder zu Verdrängungsversuchen durch Junggesellen. Es liegt unter anderen daran, dass Weißstörche nesttreu sind, also jedes Jahr versuchen, dasselbe Domizil zu besetzen. In Cammer kann man sich an einen solchen Vorfall nicht erinnern. Da vor vier Wochen eine zweite Vorrichtung für ein Nest errichtet worden ist, hofft man, im nächsten Jahr zwei Paare im Dorf brüten zu sehen. ~~UP~~

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