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Theater um den Schlossparkt

In unmittelbarer Nachbarschaft des Steglitzer Kreisels dämmert ein traditionsreiches Haus im Dornröschenschlaf - das Schlossparktheater. Die Vitrinen verweisen auf längst abgelaufene Aufführungen und sehen derangiert aus. Das Laub sammelt sich an den Eingangstüren, ein sicheres Zeichen, dass hier schon lange die Pforten nicht geöffnet worden sind. Ein Zettel verkündet noch im Dezember 2003 die Wiederaufnahme der Spielzeit für Oktober 2001. Trostlosigkeit pur. Dabei hat das Theater bessere Zeiten erlebt, es gilt als eine der traditionsreichsten Bühnen West-Berlins.

Steglitz war schon immer ein schwieriges Pflaster für Theatermacher. Das erste, um 1838 eröffnete „Haus“, eher eine Baracke, wurde von der Eisenbahngesellschaft gesponsert. Mit volkstümlichen Stücken hatte ein gewisser Herr Pohl viel Erfolg. Das Publikum strömte hauptsächlich aus Berlin, die Faszination der neuen Eisenbahn mit Schwof und Kultur verbindend. 1855 war Schluss. Die wachsende Konkurrenz in Berlin machte dem Theater zu schaffen. Erst 66Jahre später gibt es einen erneuten Versuch. Im Gutshaus sollte ein „Kleines“ und Großes„ - Haus entstehen. Das „Kleine Haus“, hierbei handelt es sich um das heutige Schlossparktheater, wurde dann am 12.05.1921 mit Shakespeare´s „Timon“, eine Tragödie des Undanks, eröffnet. Paul Henckels war der künstlerische Leiter. Der Platz an der Schmitt-Ott - Str. erinnert daran. Nach nur einem Jahr wurde mit „Verlorene Liebesmüh“ die letzte Vorstellung gegeben - In diese Richtung gingen sicherlich Henckels Gedanken.

1924 und 1931 gibt es noch zwei weitere Versuche, die beide nach kürzester Zeit scheitern. Kinos ziehen ein. Die große Zeit des Schlossparktheaters beginnt erst 1945 mit der Übernahme durch Boleslaw Barlog und die Staatlichen Schauspielbühnen. Das Theater entwickelt sich zu einer festen Größe im Berliner Kulturbetrieb. Kaum ein großer deutscher Schauspieler der hier nicht gastierte. Einige Namen dürften genügen: Hans Söhnker, Winnie Markus, Wolfgang Lukschy, Hilde Knef, Lucie Englisch, Paul Klinger, Klaus Schwarzkopff, O.E.Hasse, Camilla Spira, Heli Finkenzeller, Hermine Körner, Berta Drews, Gisela Uhlen, Marianne Hoppe, Peter Mosbacher, Käthe Dorsch, Martin Held, Walter Franck und viele andere. Boleslaw Barlog hatte Erfolg. Nachdem die Staatlichen Bühnen aufgelöst wurden, übernahm Heribert Sasse das Theater. Es wurde still um das Steglitzer Haus. Mit der Streichung der Subventionen strich auch Sasse die Segel.

Das Theater wurde Anfang 2003 neu ausgeschrieben. 17 Interessenten bewarben sich um den Zuschlag. Eine Theaterstiftung wurde eigens gegründet. Die Stiftung , in Steglitz beheimatet, wollte weiterhin „Sprechtheater“ anbieten. Das „Satire-Büro“ aus Charlottenburg, dessen Betreiber Mitglieder des „Obelisk- Ensembles“ aus Potsdam sind, hatte Kabarett und Gastspiele im Angebot. Den Zuschlag hat ein Musicalanbieter, der im Mai 2004 wiedereröffnen will, erhalten. Die „Toys Production Gmbh“ wird von dem Regisseur Andreas Gergen und Gerald Michel geführt. Der Rücken wird ihnen von dem Berliner Monopolisten , der „Stage Holding“ mit 700 000 € gestärkt. Gergen ist als Theatermacher im Kriminaltheater, im Kleinen Theater am Südwestkorso und der Tribüne hervorgetreten. In der Tribüne wird gerade seine Produktion „Piaf“ aufgeführt. Die Frage, die man sich stellen muss ist, ob sich das Schlosspark- Theater für Musicals eignet . Die Bühne ist zu klein, die Voraussetzungen eigentlich nicht gegeben. Das Berlin kein Pflaster für Musical ist haben schon größere Produktionen feststellen müssen, als letztes die Stella-Holding. Ob im Theater des Westens, im Musicaltheater am Potsdamer Platz oder im Schillertheater, viele gaben vorzeitig auf und verabschiedeten sich mit „roten Zahlen“. Ärgerlich, dass der Bezirk und die BVV in die Entscheidung nicht einbezogen worden sind.

Trotzdem muss man den Betreibern viel Glück wünschen, allein um der Bühne willen.

Übrigens, wer in Steglitz Theater will, sollte auch hingehen. 300 000 Steglitz-Zehlendorfer sollten solch ein kleines Haus regelmäßig füllen können. Die 165-jährige Theatertradition muss fortdauern. Bis bald in diesem Theater. ~~UP~~

von Andreas Koska

erschienen im Suedweststachel Nr. 16 (PDF), Seite 11, März 2004

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