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Die Schützenstraße ist auf den ersten Blick unspektakulär. Trotzdem lohnt sich ein Spaziergang entlang der Straße, die, parallel zur Schloßstraße, Steglitz mit Lichterfelde verbindet. Im weiteren Verlauf ändert sich ihr Name – Gardeschützenweg heißt sie in der Verlängerung. Beide Namen beziehen sich auf die Gardeschützenkaserne, die später Roosevelt Barracks hießen und jetzt die Dienststellen des Bundesnachrichtendienstes sind. Den Namen erhielt die Straße schon vor 1892, genau kann man es jedoch nicht mehr sagen.
Einen Spaziergang sollte man an der Albrechtstraße beginnen. Auf die Eckgebäude zur Albrechtstraße, Mittelstraße und Leydenallee werde ich nicht eingehen, ich bitte in den vorangegangenen Spaziergängen nachzublättern.
Der Frevel der 50er Jahre
Von der Albrechtstraße bis fast zum Cramerplatz dominieren Gründerzeitgebäude, teils mit Fassadenschmuck ausgestattet, teils immer noch unter dem Frevel der 50er Jahre leidend, als sämtliche Schmuckelemente entfernt und vernichtet wurden. Übrigens unterstützt durch Fördergelder. In diesem Teil hat die Schützenstraße die Funktion des Nahversorgers. Zeitungsläden, Friseur, Bäcker, Apotheke, Kneipen findet man in unmittelbarer Nachbarschaft.
Dazu Einrichtungshäuser: „Trendwaende“ verspricht maßgeschneiderte Einbauschränke, daneben hat „mini bagno“ spezielle Lösungen für kleine Bäder und Küchen.
Der Bioladen „Siebenkorn“ war einer der ersten in Steglitz.
Das Haus Nummer 8 wirkt im Winter nicht besonders anziehend. Es ist mit dunklen, nicht unbedingt hübschen Eternitschindeln verkleidet. Im Sommer entfaltet es eine besondere Pracht. Die ganze Fassade ist begrünt, ein Blättermeer erfreut Menschen und Vögel. Im Rückraum befinden sich zwei Gewerbehöfe. An der Ecke Leydenallee sollte man den Kopf heben. Auf der Brandwand turnen in Höhe der dritten Etage zwei Putten. Bäcker Mälzer bietet nicht nur im Stammhaus in der Ahornstraße seine schmackhaften Brötchen an, sondern auch in der Schützenstraße.
Trommer und Co.
Das Haus Nummer 19 ist eines von zwei Objekten in der Straße, die unter Denkmalschutz stehen. Die Treppe in der Mittelachse gibt dem Haus etwas herrschaftliches und großzügiges. Das Haus wurde 1873 durch den Maurermeister Otto Pascal errichtet.
Über dem Einfahrtstor ist der Name einer früher hier ansässigen Firma in Stein verewigt. Trommer und Co. wirkten hier, später eine Tischlerei. Im Hof eine Entdeckung und Überraschung: Eine steinerne Bank, am linken Ende eine Büste, signiert von Johannes Götz. Die Bank erinnert an die aus der Siegesallee in Tiergarten, ebenso die Büste. Götz war als Bildhauer am Berliner Dom und Berliner Schloss tätig und ebenfalls an der Siegesallee.
Da, wo heute der Cramerplatz die Spaziergänger und Kinder erfreut, befand sich früher ein Teich.
Hinter der Birkbuschstraße stehen drei Häuser aus der Frühzeit der Kolonie Steglitz. Das Tor der Nummer 25 schmücken drei Gipslöwen, die wiederum mit drei Dahlien geschmückt sind.
Attraktion in der Adventszeit
In der Adventszeit verwandelt sich das Haus in ein buntes Lichtermeer. Es ist mit Sicherheit das am stärksten mit Lichtschläuchen, Sternen und anderem Utensil geschmückte Gebäude in ganz Steglitz.
An der Bäke ist die Schützenstraße zu Ende. Hier treten wir den Rückweg an. Er beginnt an unserer Kindertagesstätte. Der Grundstein wurde von den Pfarrern Borrmann, Friedrich und Ehinger am 19.10.1964 gelegt. Schon 16 Monate später, am 19.02.1966, wurde der „Johann Friedrich Oberlin-Kindergarten“ im Beisein des Steglitzer Bürgermeisters Rothacker und des Architekten Risse eingeweiht. Die Kita war für 85 Kinder ausgelegt.
Bis heute erfreut sich unser Kindergarten eines ausgezeichneten Rufs in der ganzen Umgebung. Das in Marmor gefasste Gebäude an der Ecke Birkbuschstraße beherbergt das Steglitz- Zehlendorfer Job-Center. Die folgenden Häuser zeigen die typische Nachkriegsbebauung. Die „bbg e.g.“, Berliner Baugenossenschaft, bietet im Schaukasten Wohnungen feil. Die Häuser 42 und 44 sind wieder Häuser der ersten Stunde in Steglitz. In der Nr. 44 steht die Treppenhausbemalung von Johann Sinnig unter Denkmalschutz.
Im Souterrain produziert die „Casa del Tortellino“ frische italienische Nudeln. Verkauf auch an Endverbraucher. Der Neubau, Nr. 48 fällt durch den behindertengerechten Zugang über eine aufwendige Rampe auf. Dass der „Kaisersaal“ ein Friseursalon ist, erkennt man erst auf den zweiten Blick. An der Galeria Classico und dem Laden „Eigenart“ vorbei gelangen wir wieder zur Albrechtsstraße.
von Andreas Koska ~~UP~~
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