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medien:maz:20061106

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Artikel vom 06.11.2006

Grünling verliert Unschuld

Fachleute warnen vor der Waldfrucht

Die Ausbeute war zwar nicht groß, trotzdem war die Berlinerin Angelique Friedrich nicht unzufrieden. Einige Maronen, eine Krause Glucke und eine kleine Anzahl Grünlinge füllten unlängst ihren Korb. Den Ausflug in den Fläming genoss sie sichtlich. Ein netter Spaziergang mit Mann und Kind und die zu erwartende Abendmahlzeit stellten die junge Familie zufrieden.

Galt bisher als guter Speisepilz

Sie selbst sieht sich nicht als Pilzkennerin. Normalerweise landen nur Röhrlinge in ihrem Korb. Grünling und Parasolpilz bilden eine Ausnahme, da sie diese beiden Lamellenpilze gut kennt. Außerdem gilt der Grünling allgemeinhin als guter Speise- und Marktpilz. Zumindest, wenn man den handelsüblichen Nachschlagewerken glauben schenkt. Doch seit einiger Zeit warnen sowohl die Deutsche Gesellschaft für Mykologie und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor dem Verzehr. Allein in Frankreich ist es zwischen 1992 und 2001 zu 12 Vergiftungsfällen durch diesen Pilz gekommen, drei davon endeten tödlich.

Die Vizepräsidentin der Gesellschaft für Mykologie, Brigitte Schurig, hält den Verzehr des Grünlings für gefährlich „bis gesicherte Erkenntnisse vorliegen“, wie sie sagt. Die ehrenamtlichen Sachverständigen sind angewiesen worden, den Pilz bei ihren Beratungen auszusondern und über die Gefahren aufzuklären.

Einer dieser Berater ist Eduard Prinke aus Pechüle. In der jüngsten Ausgabe des vom Naturschutzbund (Nabu) herausgegebenen „Naturmagazins“ hat er noch einmal eindringlich auf die unter Umständen tödliche Gefahr hingewiesen. Damit hat er einen Fehler aus der Sommerausgabe der Zeitschrift korrigiert. Dort wurde der Grünling immer noch als Speisepilz beschrieben.

Fest steht: Der Grünling gehört zur Gattung der Ritterlinge und wird fünf bis neun Zentimeter groß. Die Farbpalette des Hutes reicht von Gelb über Grün bis zu einem rötlichem Braun. Zu finden ist er zwischen August und November auf Sandböden in Kiefernwäldern. Kein Wunder also, dass man ihn im Fläming finden kann, obwohl er inzwischen auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht.

Symptome erst nach 14 Tagen

Französische Forscher haben inzwischen festgestellt, dass der Pilz bei bestimmten empfindlichen Menschen eine Rhabdomyolyse auslösen kann. Diese Erkrankung kann sich in Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Müdigkeit äußern. Es kann zum Zerfall und Abbau der Muskelzellen und beim Fortschreiten zum Tod durch Nieren- oder Herzversagen führen. Die ersten Symptome können erst drei bis 14 Tage nach dem Genuss des Pilzes auftreten.

Es ist nicht der erste Fall, dass ein ehemals als essbar eingestufter Pilz für giftig erklärt wird. In den 70er Jahren wurde auch der Kahle Krempling als gefährlich enttarnt. Ein Allergen, das zu den Inhaltsstoffen des Kahlen Kremplings gehört, kann den Zerfall der roten Blutkörperchen bewirken.

Der Fachmann rät allen Sammlern, die sich unsicher sind, ihre Ausbeute begutachten zu lassen. Dass vom Grünling eine Gefahr ausgeht, wolle ihm trotzdem keiner so richtig glauben, sagt Prinke. ~~UP~~

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medien/maz/20061106.txt · Zuletzt geändert: 17.01.2007 23:39 (Externe Bearbeitung)